Was haben Lebensmittelzusatzstoffe mit Rosacea zu tun?
Zusatzstoffe werden, bevor sie zugelassen werden, zunächst auf ihre Tauglichkeit als Zusatzstoff getestet. Dabei geht es nicht nur darum, dass sie ihren Zweck zur Konservierung, optischen Verschönerung, Emulgieren oder andere lebensmitteltechnische Aufgaben erfüllen, sondern auch um die Unbedenklichkeit, Verträglichkeit, Toxizität, Dosierung und maximale tägliche Aufnahmegrenzen, die Tagesdosis. Das soll der Sicherheit unserer Lebensmittel dienen. Ein bereits zugelassener Stoff wird ohne triftigen Grund nicht erneut überprüft und Langzeitstudien sind ebenfalls nicht vorgesehen. Dennoch können Zusatzstoffe erneut untersucht werden, wenn der Verdacht besteht, dass der Zusatz doch der Gesundheit schadet.
Polysorbate und Carboxylmethycellulose sind bedenkliche Zusatzstoffe
Forscher der Georgia State University im Mäuseversuch heraus, dass E433 – Polysorbat 80 – und E466 – Carboxylmethylcellulose – die Darmflora verändern und chronische Darmentzündungen verursachen können. Die Schlussfolgerung daraus ist, dass sie zur Entstehung von Erkrankungen wie Colitis ulcerosa, Morbus Crohn, Reizdarmsyndrom, Divertikel-Bildung und dem metabolischen Syndrom beitragen. Trotzdem werden diese Emulgatoren weiterhin verwendet und auch in Lebensmitteln und Nahrungsergänzung verwendet. Da chronische Entzündungsprozesse generell den Ruf haben, dass sie an der Entstehung von mutierten Zellen und Krebs beteiligt sind, wäre es nicht nur für Rosacea-Patienten wichtig, solche Stoffe zu meiden. Wie wir inzwischen wissen, ist der Darm in der überwiegenden Zahl der Fälle immer an
Rosacea-Symptomen beteiligt. Ständige Entzündungen im Darm greifen die Darmflora an und zeigen irgendwann die Auswirkungen im Gesicht. Nun könnte man argumentieren, dass dann ja alle Menschen Rosacea haben müssten, da Zusatzstoffe in Lebensmitteln allgegenwärtig sind, allerdings hat man in dieser Untersuchung aus 2015 festgestellt, dass Mäuse mit bereits reduzierten Darmbakterien oder überwiegender Besiedlung mit schlechten Bakterien häufiger und schlimmer betroffen waren als Mäuse ohne oder mit pathogener Darmflora. E433 und E466 kommen in Margarine, Wurst, Brot, Schokolade, Fertig-Kuchen und weiteren Gerichten vor, die Emulgatoren enthalten.
Farbstoff Titandioxid
Auch E171 – Titandioxid, das mittlerweile in Frankreich verboten ist, steht unter dem Verdacht, akute Darmentzündungen zu verursachen. Der Farbstoff, der Kaugummis, Zahnpasta, Kindersüßigkeiten und anderen weißen Lebensmitteln die Farbe verleiht bzw. sie strahlend hell macht, wird häufig als Nanopartikel eingesetzt. Titanoxid kann die Barriere der Darmschleimhaut zerstören und dadurch in den Blutkreislauf eindringen. Die Beeinträchtigung der Schleimhautbarriere führt neben Darmentzündungen dazu, dass sich das Titandioxid in der Milz anreichert.
Studienergebnisse Titandioxid
Bio-Zusatzstoff Carrageen
Ein Zusatzstoff, der leider sogar für Bio-Lebensmittel zugelassen ist, ist der Stabilisator Carrageen. Auch als Geliermittel verwendet, kommt E407 in vielen Milchprodukten wie Pudding, Sahne, Eis, Frischkäse, Schokolade und anderen Lebensmitteln vor, die cremig sein und bleiben sollen. Da Carrageen aus Rotalgen gewonnen wird, ist es ein vermeintlich natürlicher Zusatzstoff. Er wird jedoch im industriellen Verarbeitungsprozess mit verschiedenen Ionen (Calcium, Kalium) verschmolzen, die eine neue Verbindung, ein Carrageen Salz entstehen lassen. Carrageenan ist zur Zeit noch mit Begrenzung der Tagesdosis für Lebensmittel zugelassen, Neubewertung durch die EFSA ist aber vorgesehen. E407 und auch E407a – Verarbeitete Euchema-Algen, die Carrageen gleichzusetzen sind – stehen in dem Verdacht, Krebs und Allergien auszulösen. Ebenso können durch täglichen oder übermäßigen Verzehr Reizdarmsymptome auftreten. Neben der Schädigung der Darmschleimhaut kann auch die Aufnahme wichtiger Mineralien gestört werden.
Natürlich klingende Zusatzstoffe
Hinter natürlich klingenden Füllstoffen und Verdickungsmitteln wie Johannisbrotkernmehl und Guarkernmehl würde man nicht unbedingt Mehle vermuten, die Unverträglichkeiten hervorrufen. Tatsächlich gibt es aber für Guaran E412 zahlreiche Berichte über Schädigungen des Magen- und Darmtraktes, insbesondere bei dem Verzehr großer Mengen. Da leider heutzutage auch Brot mit Guarkern gestreckt wird oder z.B. bei glutenfreien Produkten häufig eingesetzt wird, sind hohe Mengen schnell erreicht. In jedem Fall muss die natürliche Guarbohne stark behandelt werden, da einige ihrer Bestandteile toxisch sind. Diese toxischen Bestandteile werden mit Hilfe von Extraktionsmitteln entfernt, die entsprechenden Rückstände der Extraktionsmittel sowie Reste von Mitteln, mit denen das Guar gegen Schimmel behandelt wird, sind nicht reguliert. Genau wie das Guakernmehl quillt auch Johannisbrotkernmehl im Darm stark auf. Zwar hat es nicht den Ruf, den Darm zu schädigen, es gilt aber als Allergen. Insbesondere Soja-Allergikern macht E410 – auch Carubin, Carubinmehl oder Karubenmehl deklariert – zu schaffen, da es eine Kreuzreaktion hervorruft. Typische bekannte Folgen sind Hautausschläge und Juckreiz. Eine Rosacea, die mit Juckreiz einhergeht, kann ihre Ursache in dem vermeintlich natürlichen Mehl des Johannisbrotbaums haben. Leider wird das Bindemittel auch häufig in glutenfreien Produkten verwendet, die von Rosacea-Betroffenen gern als Ersatz für Weizenarme oder glutenfreie Ernährung verwendet werden.
Zusatzstoffe und Neurodermitis
Vor vielen Farbstoffen, die Lebensmitteln zugesetzt werden, um sie appetitlicher zu machen und zum Kauf anzuregen, wird gewarnt, wenn man z.B. Neurodermitis hat. Farbstoffe können allergische Reaktionen, Nesselsucht sowie Pseudoallergien bei Neurodermitis auslösen. Da Neurodermitis besser erforscht ist als Rosacea, wird vor dem Verzehr von z.B. E120 (Conchenille), E151 (Brilliantschwarz), E154 (Braun FK) gewarnt, während ein Hinweis auf generelle mögliche Reaktionen der Haut wohl angemessener wäre. Bei Farbstoffen gibt es häufig eine Allergie-Abhängigkeit zu Aspirin und Benzoesäure.
Verdächtige Zusatzstoff
Für viele Zusatzstoffe wie Konservierungsstoffe E200 bis E2003 (Sorbinsäure), Geschmacksverstärker wie Glutamate E620 bis E625 oder auch Zuckerersatzstoffe gibt es den Verdacht, dass sie irgendeine Form der Unverträglichkeit, Allergie oder sogar Erkrankung und Schädigung auslösen können. Nicht umsonst sind viele Lebensmittelhersteller dazu übergegangen, die E-Nummern wegzulassen und die ebenso zulässige Bezeichnung des Zusatzstoffes anzugeben. Citronensäure, Ascorbinsäure oder Essigsäure hört sich total natürlich an und wir Verbraucher denken, dass es ja dann nicht so schlimm sein kann. Wir sollten uns jedoch bewusst machen, dass diese Zusatzstoffe vielleicht zwar eine natürliche Basis haben, aber IMMER chemisch verändert sind. Anders als durch synthetische Herstellung ließe sich die Menge an in der industriellen Lebensmittelherstellung „benötigten“ Zusatzstoffen gar nicht bewältigen. Vermeintlich natürliche Stoffe können auch Auslöser für Rosacea sein und zusätzlich auch noch andere Stoffe enthalten, die gar nicht deutlich deklariert sind und auch nicht deklariert sein müssen. Wer hätte gedacht, dass in Weichkapseln für Medikamente und Nahrungsergänzung Sorbit steckt, in Hefeextrakt Glutaminsäure und in modifizierter Stärke häufig gentechnisch veränderter Mais, ohne dass dies zusätzlich genannt werden muss.
Sind ursächlich Zusatzstoffe für Intoleranzen und Unverträglichkeiten verantwortlich?
Auf dem Lebensmittel-Markt gibt es ca. 340 Zusatzstoffe, die man durch den Verzehr von Convenience-Produkten, Fertigprodukten aber auch Billig-Broten beim Discounter zu sich nehmen kann, die Unverträglichkeits-Symptome verursachen können. Es ist gerade bei der Ermittlung der
Trigger und Auslöser der Rosazea durchaus möglich, dass man sich z.B. auf eine vermeintliche Glutenintoleranz, Fruktosemalabsorption, Sorbitunverträglichkeit oder
Histaminintoleranz konzentriert. Man versucht, diese Zutaten zu meiden, ohne in Betracht zu ziehen, dass Beschwerden auch von einzelnen Zusatzstoffen oder das Zusammenspiel von Zusätzen ausgelöst werden können. Ohne die genaue Zusammensetzung der Lebensmittel zu kennen, wird die Suche nach den Auslösern zu einer Suche der Nadel im Heuhaufen. Eine TV-Köchin hat einmal zum Thema kochen für Kinder bzw. Kindergärten gesagt, dass man ja schmackhafte Gerichte aus natürlichen frischen Zutaten frisch kochen kann. Sie verstehe gerade hier die Diskussion um Zusatzstoffe nicht. Warum sollte man überhaupt auf die Idee kommen, chemische Stoffe wie Konservierungsstoffe, Farbstoffe, Geschmacksverstärker und Stabilisatoren zu verwenden?